An welchen Eigenschaften erkennt man eine gute Mutter?

19.11.2023 | Mumpreneur | 0 Kommentare

Bin ich eine gute Mutter? Welche Eigenschaften eine gute Mama ausmachen und wie du am besten für deine Kinder da sein kannst.

Wenn du jetzt denkst: „Oh nein, schon wieder so ein Artikel mit 10 Tipps zur Selbstoptimierung, von denen ich höchstens zwei umsetze“, kann ich dich beruhigen. Aber ich werde dich auch enttäuschen, wenn du eine Bestätigung erwartest, dass wir als Mütter ohnehin perfekt sind, egal was und wie wir es gerade tun. 

Beide Ansätze sind falsch. Aber es gibt zwei Dinge, die vielleicht nicht die perfekten Mütter aus uns machen (denn die gibt es ohnehin nicht). Aber die dafür sorgen, dass wir zumindest die meiste Zeit gut für unsere Kinder sind. Gut in dem Sinne, dass wir einen Rahmen bieten, in dem sie sich geistig, seelisch und körperlich entwickeln können. Genau das ist nämlich unsere Aufgabe. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Nur – wie schaffen wir diesen Rahmen? 

Eigenschaften einer guten Mutter – Wie schaffen wir den Rahmen?

1. Indem wir unser Herz offen halten 

Ist das nicht selbstverständlich? Liebt nicht jede Mutter ihr Kind? Moment, ich habe nicht geschrieben, unser Herz öffnen. Sondern offen halten. 

Wahrscheinlich kennt jede Mutter die Momente, in denen unsere Kinder unser Herz öffnen, uns berühren, uns liebevoll – und verletzlich machen. Das erste Lächeln deines Babys, die ersten tapsigen Schritte in deine Richtung. Jedes Mal, wenn sich zwei kleine Ärmchen um deinen Hals schlingen und dir eine zarte Stimme ins Ohr sagt: „Mama, ich hab dich lieb.“ Der Moment, in dem dieser kleine Mensch mit der viel zu großen Schultüte das Klassenzimmer betritt. Über ein gewonnenes Fußballspiel jubelt. Als Teenager mit dem ersten Liebeskummer auf einmal ganz dringend die Mama und eine heiße Schokolade braucht. 

Aber vermutlich jede Mutter kennt auch die Momente, in denen wir unser Herz (unbewusst) verschließen oder zumindest am liebsten verschließen würden. Dann, wenn dieser Zwerg so hoch Fieber hat, dass wir vor Angst nicht schlafen können. Wenn das eben noch zuckersüße Kleinkind sich zeternd und tobend auf den Boden wirft. Gemein zu seinem Geschwisterchen ist. Sich vor der Kollegin, die eh schon immer genau weiß, wie man Kinder erzieht (obwohl sie selbst keine hat) komplett danebenbenimmt. Ein paar Jahre später die erste schlechte Note unterschlägt, heimlich raucht oder zu spät nach Hause kommt. Und diese Aufzählung beinhaltet nur einige Dinge, die in einer ganz normalen Entwicklung eben mal vorkommen. Was, wenn es noch schwerer für uns ist? Wenn dieses Kind, das wir so sehr lieben, genau die gleichen blöden Eigenschaften hat wie unser:e getrennte:r Partner:in? Wenn es so schwer krank wird, dass wir nicht nur eine Nacht nicht schlafen? Sondern uns die Angst fast umbringt? Wenn wir unserem Glück nicht über den Weg trauen, wenn es wieder gesund wird? Wenn unsere Belastung so hoch wird, dass wir im Autopilot fliegen? 

Dann wird es wirklich schwer, unser Herz nicht zu verschließen. Das ist ja auch eine normale menschliche Reaktion, wenn wir Angst vor Verletzung haben. Auch wenn es uns in Wahrheit nur noch verletzlicher macht. 

Doch wie geht das in der Praxis?

Bleiben wir bei dem Beispiel vom Trotzanfall. 

Um das vorwegzunehmen: auch ich reagiere in solchen Situationen nicht immer so, wie ich es möchte oder sollte. Manchmal tobe ich zurück, manchmal verlasse ich den Raum und atme einmal tief durch.

Zumindest gelingt mir meistens danach, was eigentlich auch gleich helfen würde (nur bin auch ich nicht immer sofort emotional dazu in der Lage): Ich werde ganz ruhig, schaue mir diesen schreienden Zwerg an, öffne meine Arme – und mein Herz. 

Im Fall vom Kleinkind funktioniert das manchmal ganz schnell, dass sich statt eines zeternden Gnomen ein schluchzendes Etwas in meine Arme kuschelt. Bei den älteren Kindern kann es länger dauern. Oder wir müssen uns erst einmal lautstark streiten, damit wir uns umarmen können. Wie lange es dauert, ob dazwischen auch mal die Fetzen fliegen, ist nicht so wichtig. Wichtig ist, dass ich hinterher meinem Kind ehrlich und mit offenem Herzen sagen kann, wie es mir geht. Dass es mir vielleicht leidtut, dass ich zurück gebrüllt habe. Dass ich es unendlich lieb habe, auch wenn ich gerade unendlich sauer war. Und dass manchmal beides gleichzeitig stattfindet. 

Das Ziel von Erziehung kann nicht sein, keine Konflikte zu haben. Und es ist vollkommen unrealistisch, dass wir uns als Erwachsene in diesen Konflikten immer richtig verhalten. Auch wir waren mal Kinder und sind verletzt worden. Auch wir haben alte Wunden, die im Streit schmerzhaft aufreißen. Die gute Nachricht ist: das halten unsere Kinder ganz gut aus. Solange unser Herz dabei offen bleibt. Wir uns aufrichtig entschuldigen können, wenn wir falsch lagen. Wir über Gefühle sprechen können. Solange wir Regeln nicht um der Konsequenz willen durchsetzen, sondern aus Liebe. Und genauso aus Liebe auch mal nachgeben. Unseren Kindern zeigen, dass in der Familie und im echten Leben Regeln manchmal verhandelbar sein dürfen – Werte aber nicht.  

2.     Indem wir präsent sind

Was bedeutet Präsenz als Mutter? Gerade hier im deutschsprachigen Raum haben wir tief in uns immer noch eine Rollenvorstellung, die Präsenz mit körperlicher Anwesenheit gleichsetzt. Klar, ganz ohne, dass wir Zeit mit unseren Kindern verbringen, wird es uns nicht gelingen, eine stabile Beziehung zu ihnen zu haben und mitzubekommen, was sie gerade bewegt.  Und gleichzeitig hat das weniger etwas mit der tatsächlichen Anzahl an Stunden pro Tag zu tun, die Kinder und Eltern miteinander verbringen, sondern mehr damit, welche Qualität diese Zeit hat.

Um das zu verdeutlichen, möchte ich zwei Beispielszenarien beschreiben. Beide sind ein bisschen überspitzt, aber beide zeigen im Kern realen Alltag von Familien.

Bin ich eine gute Mutter? Welche Eigenschaften eine gute Mama ausmachen und wie du am besten für deine Kinder da sein kannst.

Nehmen wir Mutter A:

A. hat immer schon gewusst, dass sie viel Zeit für ihre Kinder haben möchte. Als sie studiert hat, hat eine Kommilitonin von ihr ein Kind bekommen und dieses abwechselnd mit in die Uni genommen oder bei der Oma gelassen. A. fand das furchtbar. „Der arme Zwerg“, dachte sie sich. „Ich möchte mich wirklich mal voll und ganz meinen Kindern widmen.“ So hat A. auch mit dem Kinderkriegen gewartet, bis sie ihre Ausbildung abgeschlossen, ein paar Jahre Geld verdient und gemeinsam mit ihrem Mann ein Haus gebaut hatte. Dann kommt das erste Kind und kurz darauf das zweite. Es ist selbstverständlich für A., dass sie mit den Kindern zu Hause bleibt, schließlich verdient ihr Mann genug und sie hat sich das ja auch immer so gewünscht. Woher dieser Wunsch kommt, hat sie nie hinterfragt, ob sie ein Rollenmodell aus ihrer Kindheit übernimmt oder ein Gegenmodell leben möchte, weil ihre Mutter immer viel gearbeitet hat. Wir wissen es nicht. 

Jetzt ist A. also zu Hause mit zwei noch sehr kleinen Kindern. Ihr Alltag besteht aus Wickeln, Füttern, nochmal Wickeln, Stillen, Kinderspielzeug aufräumen, Wäsche waschen, kleinkindgerechtes Essen kochen. Natürlich stillt A. das kleinere Kind voll und kocht für das größere Kind alles frisch. Schließlich möchte sie nur das Beste für ihre Kinder. Das kleine Kind wacht nachts ständig auf. A. kommt gar nicht auf die Idee, dass es vielleicht von der Muttermilch nicht satt wird. Die Hebamme hat gesagt, Stillen funktioniert nach Bedarf, die Muttermilch passt sich dem an, was das Kind braucht. Beim ersten Kind hat das ja auch funktioniert. A. konnte sich ausruhen, wenn das Kind geschlafen hat, sie konnte genug essen. Vielleicht hatte das erste Kind auch einen genügsameren Energiehaushalt als das zweite Kind. Das zweite Kind ist ein Nimmersatt. Deshalb kommt A. nachts kaum zum Schlafen. Tagsüber kann sie sich auch nicht ausruhen, weil das große Kind so langsam keinen Mittagsschlaf mehr braucht. Es ist aktiv und braucht jemanden zum Spielen. Dass es so langsam alt genug wäre, in eine Spielgruppe oder Kita zu gehen und da nicht nur „aufbewahrt“ würde, sondern vielfältige Möglichkeiten hätte, in der Gruppe und von mit anderen zu lernen und sich zu entwickeln, kommt A. gar nicht in den Sinn.

Sie möchte eine gute Mutter und voll für ihre Kinder da sein. Genauso wenig, wie ihr in den Sinn kommt, dass das kleine Kind nachts auch mal ein Fläschchen bekommen und dass der Vater des Kindes ja zumindest am Wochenende mal eine Nachtschicht übernehmen könnte. Oder dass eine Haushaltshilfe vielleicht eine gute Idee wäre. Denn A. ist ja zu Hause und muss das schaffen. Egal, ob sie manchmal so müde ist, dass das große Kind dreimal etwas sagen muss, bis es bei ihr ankommt. Dass sie zu erschöpft ist, um auch noch die Runde auf den Spielplatz zu schaffen. Bestimmt will das Kleine dort sofort auch wieder an die Brust. Manchmal macht A. nicht mal sich selbst etwas zu essen, weil sie einfach nicht mehr die Kraft dafür hat. Den Rückbildungskurs hat sie abgebrochen, mit zwei Kleinkindern im Schlepptau war ihr das zu anstrengend. Sie hat oft keine Freude mehr daran, mit ihren Kindern zu spielen, weil sie einfach nur noch schlafen möchte.

Nun kommen wir zu B., die auch zwei Kinder hat und etwa gleich alt ist:

A. und B. kennen sich aus dem Studium. B. war die Kommilitonin mit dem Baby. Ihr zweites Kind, dass sie nach der Ausbildung bekommen hat, ist etwa so alt wie A.s erstes Kind. Es geht mittlerweile in die Kita. B. arbeitet Vollzeit. Sie hat eine Haushaltshilfe, die etliche Stunden pro Woche kommt und ihr nicht nur den Großputz abnimmt, sondern auch die Wäsche macht, Betten überzieht, usw. Da B. arbeitet, kann sie sich das sowie den Betreuungsplatz auch problemlos leisten und sogar von der Steuer absetzen. Ihr größeres Kind besucht eine Ganztagsschule. B. und ihre Kinder sind also in der Regel tagsüber nicht zu Hause. Dadurch fällt auch deutlich weniger Arbeit im Haushalt an. B. ist eine Sache besonders wichtig: Außer in Notfällen, wenn z. B. ein Kind krank ist und sie Homeoffice macht, nimmt B. keine Arbeit mit nach Hause. Wenn sie nachmittags ihre Kinder aus der Betreuung abgeholt hat, ist sie voll und ganz Mama. Oft gehen sie dann noch auf den Spielplatz oder machen etwas anders Schönes. 

B. hat durch ihre frühe Mutterschaft lernen müssen, sich gut zu organisieren. Dabei hat sie auch viel über sich selbst herausgefunden. Z. B. zu welcher Tageszeit und unter welchen Arbeitsbedingungen sie ihr Leistungspotential am besten ausschöpfen kann. Welche Tätigkeiten sie mit Freude ausübt und welche ihr nur Kraft rauben. Dass sie Zeit- und Energiefresser besser delegiert und sich mit der vollen Power den Aufgaben widmet, die sie gut und gerne macht. Genau deshalb wird sie in ihrem Beruf als kompetente und professionelle Mitarbeiterin geschätzt. Außerdem hat B. schon früh angefangen, ihr Inneres kennenzulernen. Sie weiß, welche Glaubenssätze und Rollenmuster sie beeinflussen, welche alten Verletzungen immer mal wieder aufploppen.

Natürlich gerät auch sie in Momente der Überforderung und Erschöpfung. Aber sie weiß, dass diese Phasen auch wieder vorübergehen. Dass Kinder älter werden und irgendwann auch mehr Raum für die eigenen Bedürfnisse ist. Und sie sieht sich nicht als Opfer und macht niemanden für ihre Situation verantwortlich. Sie fällt in stressigen Situationen nicht mehr in eine kindliche Bedürftigkeit zurück, sondern erkennt ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle. Dadurch kann sie auch dann für sich sorgen und sich Unterstützung holen, wenn ihr mal alles über den Kopf wächst. Wenn sie trotzdem überfordert und ungeduldig im Umgang mit ihren Kindern oder ihrem Partner ist, gesteht sie das ein und entschuldigt sich aufrichtig. Da sie Zugang zu ihren eigenen Gefühlen und Bedürfnissen hat, nimmt sie diese auch feinfühlig bei ihren Kindern und ihrem Partner wahr. In der Zeit, die sie mit ihrer Familie verbringt, ist sie präsent und aufmerksam. 

Ist eine von beiden nun eine schlechte Mutter?

Ganz klar – nein.

Wie gesagt, diese beiden Beispiele stellen Extreme dar. Die meisten von uns tragen beide Modelle gleichzeitig in uns. Mal gelingt es uns, dass alles im Flow ist, wir mit offenem Herzen und in unserer vollen Präsenz den Alltag gestalten und das Powerhouse unserer Familie sind. 

Und dann scheint wieder alles schief zu gehen. 

Wenn sich A. am einen Ende einer Skala und B. am anderen Ende befindet, werden sich viele von uns irgendwo dazwischen verorten. 

Hast du Selbstzweifel als Mutter?

Vielleicht findest du dich aktuell in A. oder B. wieder oder du zweifelst daran, ob du wirklich die Charaktereigenschaften einer guten Mutter besitzt.

Wo auch immer du da gerade stehst, habe ich folgende Tipps für dich:

  1. Verurteile dich nicht dafür, an welcher Stelle der Skala du dich befindest. 
  2. Deine Position im Leben und als Mutter ist auch das Ergebnis deiner Lebensgeschichte, des Weges, den du bereits gegangen bist. 
  3. Wo du jetzt gerade stehst, ist immer auch eine Momentaufnahme. Morgen oder in drei Wochen kann es schon wieder anders sein. 
  4. Denke in einem ruhigen Moment darüber nach, ob du weiter im Autopilot fliegen oder dich ans Steuer setzen möchtest. 

Wenn du das Steuer übernehmen willst, wenn du nicht länger das Produkt deiner Biografie und deiner aktuellen Lebensumstände sein möchtest, dann lade ich dich ein, mit mir gemeinsam den nächsten Schritt zu gehen. 

Hier geht es zu meinem Coaching Raum für Familie.

Die Angebote zur Familienaufstellung in Rosenheim findest du hier.


Jana Lex - Coaching für Raum und Seele, Systemische Beratung und Feng Shui

Über die Autorin

Ich bin Jana Lex, Sonderpädagogin, Lehrerin, Dozentin, ausgebildete systemische Beraterin (DGsP) und Feng Shui Expertin, Ehefrau und 3-fach-Mama.

Mit meinen Coaching-Angeboten möchte ich Räume öffnen – im wörtlichen und im übertragenen Sinn. Dafür habe ich meine einzigartige Methode entwickelt:


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