Cosmic Trinity

Die drei Ebenen, die uns beeinflussen 

Was ist Cosmic Trinity?

Cosmic Trinity bezieht sich auf die Vorstellung in der taoistischen Philosophie, dass wir Menschen durch drei Ebenen beeinflusst sind – das Himmelsglück, das Menschenglück und das Erdenglück.

Zum Himmelsglück gehört alles, was wir mit in unser Leben bekommen, ohne dass wir einen direkten Einfluss darauf nehmen können. Man könnte es auch unser Schicksal nennen. Dazu zählt beispielsweise auch die Zeit, der Ort und die Familie, in die wir hineingeboren werden. Aber auch Schicksalsschläge oder Krankheiten.

Das Menschenglück hingegen umfasst all unsere zwischenmenschlichen Beziehungen – in der Familie, in Liebesbeziehungen, zu Freunden, aber auch in der Schule und später im Beruf.

Mit dem Erdenglück ist all das gemeint, was uns direkt mit der Erde als unserer Lebensgrundlage verbindet, also Ernährung, Bewegung, aber auch unsere direkte räumliche Umgebung.

Cosmic Trinity

Die drei Ebenen im Cosmic Trinity:

Himmelsglück, Menschenglück & Erdenglück

Die drei Ebenen der Cosmic Trinity am Beispiel ADHS

Himmelsebene

Nehmen wir zum Beispiel an, ein Kind hat die Diagnose ADHS bekommen. Auf der Himmelsebene könnten wir jetzt sagen, dass das einfach Schicksal ist. Medizinisch betrachtet handelt es sich um eine Krankheit, die Einfluss auf den Gehirnstoffwechsel und auf die Übertragung von Botenstoffen hat und die zu einem großen Teil erblich bedingt ist.

Aus dieser Vorstellung heraus leiten sich dann auch die Therapievorschläge ab, die möglicherweise von Fachleuten an Eltern herangetragen werden: in der Regel eine Mischung aus Medikation und verhaltenstherapeutischen Konzepten.

Um es an dieser Stelle gleich klarzustellen: Ich lehne diese Therapieformen keineswegs ab. Dafür habe ich in meiner beruflichen Laufbahn zu viele Kinder und Jugendliche erlebt, bei denen die konventionellen Therapieangebote gut gewirkt bzw. die Tür für weitere Entwicklungsschritte aufgemacht haben. Aber sie passen nicht immer und für jedes Kind und manchmal reichen sie auch nicht aus.

Menschenebene

Dann lohnt es sich, einen Blick auf die anderen Ebenen zu werfen. Auf der Menschenebene kann man dann die Frage stellen:

  • Zeigt sich die Symptomatik (fast) immer oder nur in bestimmten Situationen?
  • Macht es beispielsweise in der Schule einen Unterschied, welche:r Lehrer:in unterrichtet?
  • Und wenn ja, liegt es eher daran, ob das Kind die Person mag bzw. sich von ihr gemocht fühlt?
  • Oder am Inhalt bzw. Fach?
  • Oder an der Art des Unterrichtens?

Viele Kinder mit Aufmerksamkeitsdefiziten sind beispielsweise von offeneren Unterrichtsformen, Gruppenarbeiten etc. überfordert und kommen besser mit dem guten, alten Frontalunterricht klar. Wenn man dagegen den Eindruck hat, dass eher die Beziehungsebene eine Rolle spielt und das Kind emotional hochsensibel auf unterschiedliche Menschen reagiert oder auch auf bestimmte Filme oder Bücher, könnte man sich das Bindungsverhalten und die Emotionalität näher anschauen.

Vielleicht wird einem in diesem Prozess aber auch klar, dass es belastende Ereignisse in der Familiengeschichte gibt, die buchstäblich die Aufmerksamkeit des Kindes fordern (wenn auch oft auf einer unbewussten Ebene). Mit diesen Erkenntnissen könnte man dann beispielsweise behandelnden Ärzt:innen vorschlagen, statt einer Verhaltenstherapie eine psychoanalytische Therapie zu verschreiben. Und/oder sich selbst mit Hilfe systemischer Ansätze auf die Suche begeben, welche Traumata sich in der Familie wiederholen und wie man diesen Kreislauf durchbrechen kann.

Erdenebene

Vielleicht entdeckt man aber auch, dass bestimmte Nahrungsmittel, das Schlafverhalten, das Maß an Bewegung und/oder die räumliche Umgebung einen Einfluss auf die Aufmerksamkeit haben. Damit wäre man dann auf der Erdenebene.

Manche Kinder reagieren sehr sensibel auf bestimmte Bestandteile in der Nahrung, z.B. Zucker. Andere haben einen sehr schnellen Stoffwechsel und müssen häufig kleine Portionen essen, damit der Blutzuckerspiegel und damit die Aufmerksamkeit nicht absinkt. Die einen brauchen viel Bewegung und müssen bei jedem Wetter an die frische Luft. Die nächsten wollen sich eher in ihre „Höhle“ zurückziehen. Mit diesem Wissen und mit einer genauen Beobachtung des Kindes kann man auf dieser Ebene beispielsweise ergänzend zu den konventionellen Therapieformen ein:e Allergolog:in zu Rate ziehen oder Ergotherapie verschreiben lassen.

Häufig spielt auch die räumliche Umgebung eine große Rolle – sowohl zu Hause als auch in der Schule. Gerade Kinder mit Aufmerksamkeitsdefiziten brauchen oft eine Umgebung, die nicht zu vollgestopft und unordentlich ist, weil damit ständig Ablenkungen vorhanden sind. Ganz zu schweigen vom Einfluss der räumlichen Gestaltung auf ein unbewusstes Gefühl der Sicherheit – oder eben Unsicherheit. Obwohl gerade im letzteren Bereich mit kleinen Veränderungen häufig schon positive Effekte zu erzielen sind, findet er im medizinischen und schulischen Kontext meist wenig Beachtung.

Du bist Experte für dein Kind

Hier ist bist du dann als Mutter oder Vater Expert:in für dein Kind. Während Lehrkräfte es nur im schulischen Kontext wahrnehmen und Mediziner:innen und Therapeut:innen oft nur im 1:1-Setting, kannst du verschiedene Situationen beurteilen.

  • Wie ist dein Kind, wenn es alleine spielt, wie im Kontakt mit Geschwistern, Nachbarskindern und Freund:innen?
  • Wie verhält es sich in größeren außerschulischen Gruppen, z.B. bei Kindergeburtstagen oder im Sportverein?
  • Wie reagiert es auf Situationen mit herausfordernden Beziehungskonstellationen, z.B. bei Familienfesten oder auf eine veränderte Umgebung, z.B. im Urlaub?
  • Welche Rolle spielt die Ernährung, wie ist sein Bewegungsdrang?
  • Spielt es bei jedem Wetter draußen oder ist es eher ein Stubenhocker?
  • Haben Medien, ein unaufgeräumtes Kinderzimmer oder ein zu großes Spielangebot einen Einfluss auf seine Aufmerksamkeit oder steckt es das locker weg?
  • Kann es problemlos den ganzen Tag mit anderen Menschen zusammen sein oder braucht es auch Phasen des Rückzugs?

Meine Erfahrung ist es, dass Kinder in all diesen Bereichen sehr unterschiedlich reagieren. Das ist erst einmal nicht pathologisch und spiegelt unsere menschliche Vielfalt wider. Allerdings kann es – je nach individueller Veranlagung – durchaus in verschiedenen Kontexten zu Problemen kommen. Spätestens mit Beginn der Schulzeit muss das Kind sich an ein System anpassen, das nicht mehr so viel Raum für Individualität lässt. Es kann Phasen der Konzentration und des freien Spiels nicht mehr nach Belieben gestalten, es kann nicht essen oder sich bewegen, wann es möchte, es muss mit anderen Menschen in einem Raum sein, ohne sich nach seinen Bedürfnissen zurückziehen zu können. Grundsätzlich gehört diese Anpassungsfähigkeit zu einer gesunden Entwicklung dazu, aber nicht jedes Kind kann sie im gleichen Tempo leisten. Auch haben Kinder oft weniger Freiraum, ihre Umgebung nach ihren Bedürfnissen (mit-) zu gestalten als Erwachsene.

Erwachsene als unterstützung

Als Erwachsene:r habe ich vielleicht die Wahl, ob ich in einem Großraumbüro oder im Homeoffice arbeiten oder beides abwechseln möchte. Ein Kind hat diese Möglichkeit nicht. Deshalb braucht es Erwachsene, die seine Bedürfnisse erkennen und ihm den Rahmen bieten, sich so zu entwickeln, dass es  irgendwann auch mit den Situationen gut umgehen kann,  die es als herausfordernd empfindet. Die das Rückgrat haben, schon auf dem Weg zu einer Diagnose fein wahrzunehmen, worum es eigentlich geht und das den Fachleuten, die mit dem Kind zu tun haben, auch mitzuteilen. Die spätestens, wenn eine Diagnose im Raum steht, weiterhin ihr Kind als ganz individuellen Menschen und nicht als Problem wahrnehmen. Auch und gerade dann, wenn Erziehung und Beziehung davon überschattet und zur Herausforderung wird.

Meine Erfahrung und meine tiefe Überzeugung ist es, dass Probleme, die Kinder haben und „machen“, so gut wie nie nur auf einer Ebene entstehen. Es gibt hier keine einfachen Kausalzusammenhänge oder einzelne Faktoren, die „schuld“ sind.

Meine Mission

Deshalb möchte ich Eltern in diesem herausfordernden Prozess dabei unterstützen, aktiv und selbstverantwortlich nach Lösungen zu suchen und sich bewusst für oder gegen Therapiemöglichkeiten und Hilfsangebote zu entscheiden. Und – und das ist vielleicht der wichtigste Punkt von allen – ihre Beziehung und Bindung zu ihrem Kind zu bewahren.

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