Intuition und Vernunft – ein (scheinbarer) Widerspruch?
Als „Kopfmensch“ stand ich jahrelang eher auf Kriegsfuß mit meiner Intuition. Auch weil ich der Überzeugung war, ich könne nicht gleichzeitig vernünftige und intuitive Entscheidungen treffen. Lange war mir nicht bewusst, wie sehr diese Haltung auch durch äußere Meinungen – und Vorurteile – beeinflusst war.
Die Prägung durch das Bildungssystem
Ich war immer schon ein Mensch, der die Dinge kognitiv durchdringen wollte. Als Schülerin und Studentin trieb ich die ein oder andere Lehrerin, den ein oder anderen Professor mit meinen Fragen zum Wahnsinn. Auch hatte ich fast immer gute Noten, weil ich eine sehr gute visuelle Merkfähigkeit habe und Zusammenhänge schnell erkenne. Beides hilft in unserem Schul- und Universitätssystem, das diesen Lerntyp begünstigt und andere tendenziell benachteiligt, sehr weiter. Wenn du jetzt denkst, mir wäre deshalb alles zugeflogen und ich könnte die Probleme, die andere Menschen mit dem Lernen haben, nicht nachvollziehen, dann bitte ich dich, dennoch weiterzulesen.
Tatsächlich litt ich sehr viele Jahre unter der Trennung, die unsere Gesellschaft gerne vornimmt, und von der keiner mehr weiß, wann und warum sie eigentlich entstanden ist – geschweige denn, wem sie nutzt. Die Trennung, von der ich spreche, ist die zwischen Intuition und Intellekt, zwischen geistig und praktisch begabten Menschen, zwischen Vernunft und Gefühl.
Begabung – Fluch und Segen zugleich
Meine Begabung entpuppte sich für mich in meiner Kindheit und Jugend als Fluch und Segen zugleich. Ja, sie öffnete mir viele Türen, die anderen verschlossen blieben. Unsere Gesellschaft ist nun einmal auf Leistung gepolt und gute Leistungen in der Schule und später an der Universität ist nach wie vor in vielen Berufen die Voraussetzung, um Karriere zu machen und entsprechend gut zu verdienen.
Gleichzeitig gibt es aber auch die Menschen, die geistige Leistung abwerten. Manchmal, weil sie selbst nicht so sehr in diesem Bereich begabt sind oder als Kind nicht das förderliche Umfeld hatten, um ihre Fähigkeiten zu entwickeln. Manchmal, weil sich das Vorurteil über den zwar unfassbar schlauen, aber in lebenspraktischen Dingen vollkommen unbegabten Professor hartnäckig hält.
Ich selbst bin diesen Vorurteilen oft begegnet. Im Referendariat noch sagte mir mein Seminarleiter, es sei schlicht nicht möglich, dass jemand, der in der Theorie so gut sei, auch Talent für die Praxis habe.
Die neuere Hirnforschung und ihre Erkenntnisse
Mit diesem Vorurteil einher geht oft eine sehr vereinfachte Vorstellung vom menschlichen Gehirn sowie das Bild, die Vernunft bzw. die kognitiven Fähigkeiten seien im Kopf zu finden, die intuitiven im Herz oder im Bauch (gemeint ist damit das sogenannte „Bauchgefühl“) und die praktische Begabung in den Händen bzw. den Muskeln. Gar keine Frage, für bestimmte praktische Tätigkeiten z.B. aus dem handwerklichen Bereich braucht man eine stabile körperliche Konstitution und/oder hervorragende motorische Fähigkeiten. Aber Tatsache ist, dass alle – und damit meine ich wirklich alle – unsere Fähigkeiten, Talente sowie Dinge, die uns herausfordern, in unserem Gehirn zusammenlaufen.
Die neuere Hirnforschung zeigt, dass wir nicht über „ein“ Gehirn verfügen, sondern dass unser Gehirn vielmehr aus vielen verschiedenen Arealen besteht, die sich im Laufe der Evolution entwickelt haben und für unterschiedliche Funktionen zuständig sind. Joe Dispenza erklärt das sehr ausführlich in seinem Buch Schöpfer der Wirklichkeit.
Ich möchte mich hier an seine bewusst vereinfachte Unterteilung anschließen. Nicht, um die tatsächliche Komplexität des menschlichen Gehirns zu negieren, sondern um zu erklären, wie die oben beschriebene Trennung entstanden sein mag. Das, was gemeinhin als Kognition verstanden wird – unsere Vernunft, unser logisches Denken, unser freier Wille, unsere Moralvorstellungen und unsere Werte – sitzt im evolutionär jüngsten Teil unseres Gehirns, dem Neokortex.
Die älteren Teile unseres Gehirns sind zum einen das Stamm- bzw. Reptiliengehirn, in dem beispielsweise Reflexe, die Steuerung von körperlichen Funktionen, aber auch instinktive Reaktionen auf Gefahr zuhause sind.
Zum anderen verfügen wir über das sogenannte Mittel- oder Kleinhirn. Das ist der Sitz unserer Gefühle, Emotionen und unseres parasympathischen Nervensystems. Der Dreiklang – Kopf – Herz – Hand – hat als also tatsächlich seine Entsprechung in der Struktur unseres Gehirns.
Aber ist es so, dass wir uns als Individuen darauf reduzieren lassen sollten? Gibt es sie wirklich, die reinen „Kopfmenschen“ auf der einen, die die intuitiv und/oder praktisch Begabten auf der anderen Seite? Ist die Vernunft, weil evolutionär später entwickelt und eine Eigenschaft, die die Menschen von den meisten Tieren unterscheidet, der Intuition überlegen? Oder ist es in Wahrheit umgekehrt?
Mein Zugang zur Intuition – keine Liebe auf den ersten Blick
Ich vermute, ich würde bis heute dem Narrativ dieser künstlichen Trennung unterliegen, hätte ich nicht vor einigen Jahren die wunderbare Corinna Maria Pfitzer kennengelernt. Als mir eine Kollegin das erste Mal von ihr und der von ihr entwickelten Methode des Lesens der Intuition erzählte, hatte ich (bitte verzeih mir, liebe Corinna ;-)) ein Bild vor meinem inneren Auge, dass Professor Trelawney aus Harry Potter glich.
Heute weiß ich, dass dieses Bild eben nicht meiner Intuition entsprungen war, sondern meinen bis dahin gemachten Erfahrungen. In Ihrem Buch Frag deine Intuition und du kennst deinen Weg erklärt Corinna diesen Unterschied genau: Intuition ist eben nicht diese undurchsichtige Mischung aus Erfahrungen, Ängsten und Verdauungsproblemen, die wir so gerne als „Bauchgefühl“ bezeichnen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt aufgrund meiner Erinnerungen ein bestimmtes Bild im Kopf, wie jemand, der sich nicht der Vernunft, sondern der Intuition verschrieben hat, wohl aussehen könnte und für mich kam dieses Bild einer exzentrischen Wahrsagelehrerin aus einem Fantasyroman ziemlich nahe. Dennoch war ich neugierig geworden und wollte diese Frau kennen lernen.
Umso überraschter war ich, als mir gegenüber eine Frau saß, die auch in der Vorstandsetage eines Wirtschaftsunternehmens nicht aufgefallen wäre. Später habe ich erfahren, dass Corinna aus genauso einem Bereich kommt und in ihrem Leben vor der Selbstständigkeit als Intuitionstrainerin gewohnt war, den ganzen Tag mit kühlem Kopf kognitive Entscheidungen zu treffen. Und eben dieser scheinbare Widerspruch bringt die unfassbare Qualität mit sich, die Corinna in ihrer Arbeit hat. Intuition und Vernunft, Klarheit und Gefühl, erlebte ich bei ihr zum ersten Mal nicht als Gegensätze, sondern als sich ergänzende Teile eines Gesamtbildes. Fasziniert hat mich ihre Arbeit von Anfang an, aber erst mit der Ausbildung bei ihr und dem Lesen ihres Buches habe ich begonnen, die Größe dahinter zu verstehen.
Corinna versteht es wie kaum jemand anderes, den oben beschriebenen scheinbaren Widerspruch in Einklang zu bringen. Sie erklärt anschaulich, dass die unterschiedlichen Bereiche, die unsere Entscheidungen beeinflussen, am Ende des Tages alle unser Bestes wollen. Das Ego bzw. unsere Vernunft möchte alles unter Kontrolle behalten und alle möglichen Szenarien, die auf eine Entscheidung folgen, durchdenken. Der Bereich, in dem unsere Erfahrungen und Ängste zuhause sind, ist ebenso daran interessiert, dass wir die richtigen Entscheidungen treffen. Doch ist er evolutionär darauf getrimmt, unser Überleben zu sichern. Nicht mehr und nicht weniger. Deshalb kann uns dieser Teil unseres Selbsts beispielsweise bei akuter Gefahr sehr dienlich sein. Da ist dann häufig keine Zeit für langes Überlegen, sondern sofortiges Handeln ist gefragt. Aber bei komplexen Entscheidungen, bei denen viele Faktoren berücksichtigt werden müssen, ist dieser Anteil von uns hoffnungslos überfordert. Verlassen wir uns dann dennoch auf unser vermeintliches Bauchgefühl (was wie schon erwähnt ohne das entsprechende Bewusstsein leicht mit Ängsten bzw. einem evolutionär bedingten Überlebenstrieb verwechselt werden kann), führt das manchmal zu Entscheidungen, die zumindest in der Rückschau als irrational betrachtet werden können. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: dieses diffuse Bauchgefühl hat genauso wenig mit echter Intuition zu tun, wie das, was unsere Vernunft uns eingibt. Denn auch diese kann von Entscheidungsprozessen überfordert sein. Wer hat es noch nicht erlebt, dass er oder sie eine Entscheidung tausendmal im Kopf hin und hergewälzt hat, Pro- und Contralisten geschrieben, unterschiedliche Meinungen eingeholt hat – nur, um am Ende so schlau zu sein wie vorher? Das soll nicht bedeuten, dass unsere Vernunft nutzlos ist – im Gegenteil. So wie es Situationen gibt, in denen schnelles, instinktives Handeln angesagt ist, so gibt es gerade im Beruf oft Entscheidungen, die kognitiv abgewogen und begründet werden müssen. Aber das trifft eben nicht auf alle Entscheidungen zu bzw. sollte im Idealfall nicht unsere einzige Informationsquelle sein.
Wie du deine Intuition stärken kannst
Die leise innere Stimme wahrnehmen
Das, was Corinna Maria Pfitzer mit Intuition meint, ist diese leise innere Stimme, die wir im Alltagsrauschen so oft überhören. Es ist diese klitzekleine Warnung, dass eine Entscheidung falsch sein könnte, die sich nicht aus bereits gemachten Erfahrungen oder konkreten Bedenken begründen lässt. Aber noch viel häufiger ist es dieses Gefühl, dass einen in eine bestimmte Richtung zieht, obwohl rationale Gründe dagegensprechen und die eigene Angst einen davon abhalten will. Es ist aber auch nicht das bewusste Eingehen von Risiken, um einen bestimmten Kick zu bekommen, wie es manche bei Extremsportarten oder beim Autofahren ausleben. Nein, die Intuition ist – vor allem am Anfang, wenn man im Umgang mit ihr noch ungeübt ist – deutlich leiser. Sie macht sich bemerkbar, wenn man beginnt, auch im trubeligsten Alltag Inseln der Stille zu schaffen.
Die Herausforderung der Stille
Um ehrlich zu sein, ist mir gerade dieser Teil als voll berufstätige Dreifach-Mama am schwersten gefallen. Stille? Zeit, um in Kontakt mit mir selbst und meiner Intuition zu kommen? Als ich begonnen habe, mich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, war ich schon froh, wenn ich es mal allein auf die Toilette geschafft habe. Also habe ich klein angefangen. Zwei, drei Minuten Meditation waren am Anfang schon viel. Nach und nach lernte ich, Zeitfenster zu nutzen, die ich vorher am Handy oder mit sinnlosem Aktionismus verbracht habe. Der Moment, wenn das Kleinkind während der Einschlafbegleitung schon weggedöst ist, aber noch nicht tief genug schläft, damit man sich davonschleichen kann. Die Wartezeit, wenn man ein Kind vom Sportverein abholt. Die Pausen in der Schule, in denen ich nicht mehr jedes Mal gehetzt ins Lehrerzimmer gerannt bin, um noch schnell etwas zu kopieren oder mit Kolleg:innen zu quatschen, sondern einfach mal im Klassenzimmer geblieben bin und die Stille genossen habe.
Der Einfluss der Meditation
In einem der Seminare, die ich bei Corinna besucht habe, sagte sie mal, wenn man es schaffe, 15 Minuten am Tag zu meditieren, sei man die restlichen 23 Minuten und 45 Minuten des Tages präsenter. Und noch ein anderer Satz fiel mir damals wieder ein, den eine Yogalehrerin Jahre zuvor zu mir gesagt hatte: 15 Minuten Meditation ersetzen zwei Stunden Schlaf. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nach der Elternzeit mit unserem Jüngsten schon wieder angefangen zu arbeiten. Und Schuldienst mit Kleinkind, das noch nicht durchschläft, kann echt hart sein. Da gibt es keine Gleitzeit. Egal, wie die Nacht war, du musst um viertel vor acht vor der Klasse stehen und davor alle Kinder in die Schule bzw. Kita gebracht haben, alle Kämpfe um die richtige Kleidungswahl durchgestanden haben, dafür gesorgt haben, dass jede:r (inklusive dir selbst) genug Essen dabei hat.
Der Selbstversuch
Trotzdem wagte ich den Selbstversuch und stellte mir den Wecker fortan mindestens 20 Minuten früher. An der Stunde früher, wie es im 5-Uhr-Club empfohlen wird, arbeite ich noch ;-). Zeit, meinen ersten Kaffee ganz in Ruhe zu trinken – und zu meditieren. Der Effekt kam nicht plötzlich, dafür aber umso nachhaltiger. Irgendwann fiel mir auf, dass mich die tägliche Hektik, bis alle ihre Schuhe und Jacken anhatten und pünktlich aus dem Haus kamen, weniger aus der Ruhe brachte. Dass ich im Unterricht viel präsenter war und dadurch „Störungen“ so frühzeitig bemerkte, dass meine Stunden viel ruhiger und entspannter abliefen. Dass ich trotz Schlafmangel weniger vergesslich war. Und langsam, ganz langsam, schlich sich diese zarte und doch starke innere Stimme in mein Leben. Als hätte ich meinen Kompass gefunden.
Die Kraft der Stille
Als ich dann (noch einige Zeit vor dem Erscheinen ihres Buches) das erste Seminar bei Corinna besuchte und lernte, bewusst und gezielt Kontakt mit meiner Intuition aufzunehmen, waren Stille und Meditation nicht mehr wegzudenken aus meinem Leben. Wenn ich heute gefragt werde, woher ich diese Klarheit, innere Sicherheit und Gelassenheit nehme, die sowohl im Privatleben, in der Schule als auch als systemische Beraterin vielen auffällt, wenn ich gefragt werde, wie ich es bei meinem vollen Alltag noch schaffe, täglich zu meditieren, ist die Antwort: Ich schaffe es nicht trotzdem, zu meditieren. Sondern ich habe deshalb die Kraft, Klarheit und Gelassenheit dafür, weil ich täglich die Stille suche.
Mögliche Nebenwirkungen des Intuitionskontakts
Im Kontakt mit meiner Intuition sein heißt nicht, dass ich 24 Stunden am Tag gelassen und entspannt bin, dass mich nichts aus der Ruhe bringt, dass ich nicht auch Tage habe, an denen scheinbar alles schief läuft. Aber ich mache weniger äußere Faktoren dafür verantwortlich als früher. Ich merke, wenn ich meinen inneren Kompass verliere und weiß, an welchen Stellschrauben ich drehen muss, um ihn wieder auszurichten. Dadurch bin ich viel handlungsfähiger geworden – und um einiges selbstwirksamer und unabhängiger vom Verhalten anderer. Wenn ich mir eingestehe, dass nicht mein Mann, nicht das motzige Pubertier, nicht der 100. Trotzanfall, nicht der Stau auf dem Weg in die Schule, auch nicht der freche Bengel aus der ersten Reihe, noch nicht mal der Mond, die Sterne, die Inflation, die Grippewelle oder die politische Situation verantwortlich für mein Wohlbefinden sind, sondern zu 99%, ob ich gerade im Reinen mit mir selbst bin, bin ich radikal in der Selbstverantwortung. Seitdem ich das verstanden habe und den Kontakt nach innen regelmäßig nutze, um mich auszurichten, ist tatsächlich vieles, was vorher schwer und unbeeinflussbar schien, leichter geworden. Nicht, weil die äußeren Umstände sich plötzlich verändert hätten. Herausforderungen gehören zum Leben dazu und gerade Eltern müssen sich ihnen jeden Tag aufs Neue stellen. Aber das darf sich trotzdem auch mal leicht und entspannt anfühlen.
Sehnst du dich auch nach einer entspannten Elternschaft? Hast du stattdessen manchmal das Gefühl, dass du in einer Endlosschleife an Problemen feststeckst? Dann mach den ersten Schritt zur Veränderung und buche dir ein kostenloses Erstgespräch mit mir!

Über die Autorin
Ich bin Jana Lex, Sonderpädagogin, Lehrerin, Dozentin, ausgebildete systemische Beraterin (DGsP) und Feng Shui Expertin, Ehefrau und 3-fach-Mama.
Mit meinen Coaching-Angeboten möchte ich Räume öffnen – im wörtlichen und im übertragenen Sinn. Dafür habe ich meine einzigartige Methode entwickelt:
* Die mit Sternchen (*) gekennzeichneten Links sind Affiliate-Links. Wenn du auf einen solchen Link klickst und auf der Zielseite etwas kaufst, bekomme ich vom betreffenden Anbieter oder Online-Shop eine Vermittlerprovision. Es entstehen für dich keine Nachteile beim Kauf oder Preis. Ich empfehle nur Produkte, von denen ich wirklich überzeugt bin.
Liebe Jana,
du bringst mich absolut zum Lachen!
Denn: Ich habe Professor Trelawney aus Harry Potter gegoogelt … Jetzt weiß ich Bescheid! :))
Ich freue mich riesig, dass wir zueinander gefunden haben!
Danke für deinen wundervollen Beitrag! Möge er ganz viele Menschen dazu inspirieren, auf ihr Herz zu hören und viele Familien stärken!
Alles Liebe, Corinna