Sorgen einer Mutter – Wenn das Kind plötzlich krank ist

18.02.2024 | Familie & Beziehung, Kinderwunsch | 1 Kommentar

Die Sorge und Angst einer Mutter um ihr Kind sind oft unbegründet. Aber was, wenn das Kind plötzlich krank wird? Wie du besser damit umgehen kannst.

Vor ein paar Wochen stand meine Zeit auf einmal still. Wer meinen Blog aufmerksam verfolgt, wird bemerkt haben, dass da Anfang Januar wenig los war. Um ehrlich zu sein, war das nicht so geplant.

Was mich gebeutelt und meine Feder eine Zeit lang buchstäblich zum Schweigen gebracht hat, war noch nicht mal so sehr die aktuelle Situation. Dabei war die gruselig genug. Es hatte uns über die Feiertage voll erwischt – zuerst Corona, dann gleich im Anschluss dieser blöde RS-Virus. Mein Jüngster bekam eines Abends Ende der Ferien auf einmal schlecht Luft. Wir mussten ins Krankenhaus, er bekam drei Tage lang Sauerstoff und Infusionen, danach war es überstanden.

Um es gleich vorwegzunehmen: Wir waren in dem kleinen Landkrankenhaus optimal versorgt. Zu keiner Zeit kam die Diskussion auf, uns in die nächste größere Klinik mit Kinderintensivstation zu verlegen, sodass ich auch eigentlich ziemlich gelassen bleiben konnte und nicht wirklich Angst um den kleinen Schatz hatte. Das Team dort hatte offensichtlich viel zu tun, hat aber trotzdem alles getan, um uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen.

Klar, ein Spaziergang war es nicht. Drei Tage in einem kleinen Krankenhausbett mit einem bewegungsfreudigen Dreijährigen, der eigentlich gerade sauber wird und die Autonomiephase für sich entdeckt hat, aber so verkabelt ist, dass er nicht mal aufstehen kann. Nachts entweder von einem piepsenden Monitor oder von dem mit im Zimmer untergebrachten Baby geweckt zu werden. Sich tagsüber nicht mal einen Kaffee holen oder mal kurz die Beine vertreten zu können. 

Parallel war auch noch Bauernstreik und Schneechaos, die Versorgung von zu Hause mit frischer Kleidung und Spielsachen war also auch eher schwierig. Alles nicht angenehm. Aber nicht wirklich beängstigend. Wäre da nicht eine andere Erfahrung, die mir heute noch in den Knochen steckt und bei solchen Gelegenheiten gerne mal wieder um die Ecke kommt …

Die größte Angst einer Mutter: Wenn das Kind plötzlich krank wird

Vor ziemlich genau neun Jahren wurde ich mit Gewalt aus meiner rosaroten Babywolke geholt. Zehn Jahre und zwei Fehlgeburten nach unserer ältesten Tochter kam endlich unser lange ersehntes erstes Regenbogenkind, unser mittlerer Sohn. Ein paar Monate lang waren wir einfach nur glücklich.  Dann kam der Winter und mit ihm eine nicht enden wollende Folge von Infekten. Ich verbrachte ganze Nächte mit einem hoch fiebernden Baby auf dem Bauch und schaute einen bescheuerten Film nach dem nächsten, um mich wachzuhalten.

Irgendwann beschlich mich das Gefühl, dass hier irgendwas nicht normal ist. Nach der Blutuntersuchung, die der Kinderarzt anordnete, rief er mich an und sagte: „Wir müssen nochmal Blut abnehmen. Ich glaube, hier liegt ein Laborfehler vor.“  Eine Woche später hatten wir die traurige Gewissheit: Es war kein Laborfehler. Die neutrophilen Granulozyten unseres Sohnes lagen unter der Nachweisgrenze. Das bedeutete, dass er faktisch kein Immunsystem gegen bakterielle Infektionen hatte. Was folgte, war die individuelle Version dessen, was wir kollektiv während der Corona-Krise erlebt haben. Wir gingen in den Lockdown. Keine Besuche von Freunden mehr. Auch nicht für unsere damals zehnjährige Tochter. Keine Krabbelgruppe, kein Babyschwimmen, kein Spielplatz. Wir machten keine Ausflüge mehr, gingen nicht mehr zum Essen. Einkaufen ging nur einer von uns ohne Baby. Selbst Spaziergänge glichen einem Hindernislauf, weil wir nicht an Baustellen vorbeigehen sollten, bei denen alte Mauern abgerissen wurden. In denen hätten nämlich Schimmelpilzsporen sein können, die für unseren Sohn gefährlich waren. Dieser kleine Zwerg musste täglich Antibiotika und Anti-Pilz-Mittel schlucken. Der Eingangsbereich unserer Wohnung glich einer OP-Schleuse. Alles, was draußen getragen wurde, wurde hier abgelegt. Die Böden unserer Wohnung mussten zweimal täglich desinfiziert werden. Alle Zimmerpflanzen und unsere beiden Katzen wanderten zu Verwandten aus. Tragischerweise hatte die Lieblingskatze unserer Tochter dort einen Unfall und starb.

Doch damit war es noch nicht genug. Was folgte, war eine quälende Suche nach den Ursachen. Neutropenien können durch eine Autoimmunreaktion entstehen, die sich von selbst wieder reguliert. Zum Glück war das auch bei unserem Sohn so. Ein gutes Jahr später galt er als geheilt. Aber das wussten wir zu dem Zeitpunkt ja nicht. Denn die Alternative wäre gewesen, dass es sich um irgendein genetisches Syndrom handelt, das dann häufig mit weiteren Krankheiten einhergeht. Dies konnte erst zahlreiche Klinikaufenthalte und Untersuchungen später – darunter eine Knochenmarkspunktion unter Vollnarkose – ausgeschlossen werden.

Die Sorge bleibt – So kannst du damit umgehen

Wann immer heute eines meiner Kinder so krank ist, dass es medizinische Hilfe braucht, holt mich ein Stück weit diese unfassbare Angst von damals wieder ein.

Ich hatte so um dieses Kind gekämpft, mir so sehr gewünscht, dass er endlich kommen möge, so lange auf ihn gewartet. Die Vorstellung, das Schicksal könne ihn mir wieder nehmen, brachte mich fast um.

Was mir damals zumindest für eine gewisse Zeit passiert ist, geschieht vermutlich vielen Müttern (und Vätern) in einer solchen Situation. Es ist zutiefst menschlich und normal, so zu reagieren. Deshalb kommen ja auch viele nicht auf die Idee, dass sie vielleicht Hilfe auf seelischer Ebene brauchen.

Fast jede:r in meinem Umfeld brauchte damals meine Unterstützung. Ich dagegen habe einfach funktioniert. Ich flog im Autopilot. Meine Gefühle und Ängste habe ich wegrationalisiert. Sonst hätte ich die Situation wahrscheinlich in dem Moment auch nicht überstanden.

In der Kinderklinik, die uns damals betreute, waren die Hämatologie und die Onkologie auf einer Station. Wir waren also umgeben von Kindern mit unterschiedlichen Krebserkrankungen. Manche von diesen Kindern hatten einen ähnlichen Behandlungsturnus wie wir, so dass wir gegenseitig an unserem Schicksal teil hatten. Es gab unfassbar traurige, aber auch schöne Geschichten. Manche davon ließ ich trotz der Mauer, die ich damals bereits um mein Herz gebaut hatte, um irgendwie zu überleben, an mich heran. Andere nicht.

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Dankbarkeit kann den Unterschied machen

Was ich tatsächlich noch empfinden konnte und was mir auch später geholfen hat, diese Mauer Stück für Stück wieder einzureißen, war ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit. Noch einige Monate bevor wir die schöne Gewissheit hatten, dass es „nur“ eine Autoimmunneutropenie war, fiel das erste Mal im Gespräch mit dem Arzt das kleine Wort „behandelbar“. An diesem Wort hielt ich mich fest. Jedes Mal, wenn ich wieder mit meinem fiebernden Kind in der Notaufnahme saß. In jeder schlaflosen Nacht auf der Krebsstation, neben mir ein Kind an Kabeln und ein piepsender Monitor. In all dem Grauen, in all der unfassbaren Angst, die nur jemand nachempfinden kann, der oder die einmal wirklich Angst um sein oder ihr Kind gehabt hat, war dieses kleine Wort und meine tiefe Dankbarkeit darüber mein Rettungsanker.

Als mir vor ein paar Wochen – auf einer ganz normalen Kinderstation, in einem ganz normalen Krankenhaus, aber neben mir ein Kind an Kabeln und ein piepsender Monitor – die Wucht meiner alten Gefühle um die Ohren flog, war die Dankbarkeit von damals und von heute wieder eine riesengroße Hilfe.

Es gibt kaum ein Gefühl, das mehr Potential zur Heilung alter und neuer Wunden hat. Dankbarkeit – aus dem tiefsten Herzen empfundene Dankbarkeit, kein oberflächliches Lippenbekenntnis – hat die Macht, erlebten Schmerz in eine unglaubliche Power, das Leben zu meistern, zu transformieren.

Manchmal reicht Selbsthilfe allein nicht aus

Allerdings geschieht das nicht von allein. Ich hatte damals, als ich so eine existenzielle Angst erleben musste, dass meine erste Reaktion war, mein Herz zu verschließen, in vielfacher Hinsicht unfassbares Glück. Zum einen ist das Gefühl der Dankbarkeit dem Leben gegenüber und ein gewisser Optimismus tief in meiner Persönlichkeit verankert. Während mein Körper mir gelegentlich sehr deutlich seine Grenzen aufzeigt, halte ich auf psychischer Ebene einiges aus. Dass nicht jede:r diese Ressource zur Verfügung hat, ist mir vollkommen klar. Eine so belastende Situation kann jederzeit Auslöser für eine ernstzunehmende psychische Erkrankung sein. Wenn sich eine solche anbahnt, ist Selbsthilfe oder ein Coaching definitiv nicht mehr das Mittel der Wahl. Dann ist medizinische Hilfe angezeigt. 

Wenn du aber das Gefühl hast, dass du trotz einer sehr belastenden Situation mit einem kranken oder behinderten Kind zwar häufig erschöpft, aber noch nicht ganz am Ende deiner Kräfte bist, kann dich mein Weg aus dieser Situation vielleicht inspirieren.

Wie gesagt, mein erster Schritt heraus aus dieser Situation war Dankbarkeit. Dankbarkeit darüber, dass ich irgendwann mit einem gesunden Kind nach Hause gehen durfte. Dankbarkeit, in einer Zeit und einem Land zu leben, in der die optimale medizinische Versorgung für meinen Zwerg eine Selbstverständlichkeit war. Dankbarkeit für die tiefe Bindung, die zwischen ihm und mir trotz oder gerade wegen dieser belastenden Situation entstand.

Dein Herz zu verschließen, hilft dir nicht weiter

Genau diese Bindung war zum anderen auch der Schlüssel, wie wir als Familie diese Zeit überlebt haben. Gegenüber meinen Kindern konnte ich mein Herz zum Glück offenhalten. Ich habe jeden Moment mit ihnen genossen, auch aus kleinen Glückserlebnissen Kraft gezogen.

Aber allen anderen gegenüber habe ich eine Mauer um mich gezogen. Das hat mich viele (vielleicht auch einige angebliche) Freundschaften gekostet, andere aber trotz allem vertieft. Ein Jahr vor der Geburt des Kleinen feierte ich meinen Geburtstag noch mit über 30 Leuten. Als wir die Zeit unseres persönlichen Lockdowns überstanden hatten, war nicht mal eine Handvoll guter Freunde übrig. Heute weiß ich, dass ich manchen Menschen in dieser Zeit auch Unrecht getan habe. Ich habe mich zurückgezogen, meine ganze verbliebene Energie auf die Familie kanalisiert. Verstanden haben das nicht alle. Aber ich weiß heute auch nicht, ob ich zu der Zeit wirklich eine andere Wahl gehabt hätte. Damals hatte ich noch nicht das Wissen von heute, dass ich mir erst nach dieser schmerzhaften Zeit mühsam erarbeitet habe und heute mit dir teilen kann:

Auch wenn es unsere ganz normale menschliche Reaktion ist, in Zeiten größter Angst und tiefsten Schmerzes unser Herz zu verschließen, hilft es dir nicht wirklich weiter. Im Gegenteil: ein verschlossenes Herz bedeutet, dass du den Zugang zu deinem Innersten verlierst.

Gerade in Zeiten solcher Belastung bräuchtest du diese Verbindung aber besonders dringend. Denn woraus sollst du die Kraft schöpfen, auch dann noch für andere da zu sein, wenn es dich doch vor Schmerz zerreißt? Wie sollst du für dein krankes Kind und seine Geschwister sorgen, wenn du dich von deiner ureigensten Energiequelle abschneidest? Lass‘ dir aus meiner Erfahrung gesagt sein: Von außen wird diese Unterstützung in den seltensten Fällen kommen. Mit viel Glück hast du vielleicht ein:e Partnerin, der oder die selbst in der Situation einigermaßen stabil bleibt und dir den Rücken stärken kann. Wenn du Pech hast, passiert aber vielleicht genau das Gegenteil und du musst dein:e Partner:in auch noch stützen. Manche haben Großeltern und/oder Freunde, die helfen, dass zu Hause der Laden weiterläuft, wenn sie mit ihrem Kind in der Klinik sind. Andere haben nicht einmal das. Und auch nicht jede:r Arbeitgeber:in reagiert verständnisvoll auf lange Fehlzeiten, von der finanziellen Belastung mal ganz zu schweigen.

Deshalb: Wenn du merkst, dass du innerlich hart wirst und wie ich damals nur noch im Autopilot fliegst, aber auch, wenn du das Gefühl hast, dass dich deine Gefühle gelegentlich komplett überrollen (paradoxerweise passiert manchmal auch beides gleichzeitig), such‘ nach einem Weg, wie du deinen inneren Kompass wiederfindest. Denn nur er kann dich durch diese schwierige Zeit geleiten.

Du musst die schwere Zeit nicht allein überwinden 

Ich helfe dir gerne dabei, diesen Kompass wiederzufinden, deinen ganz eigenen Weg, die unfassbare Belastung im Außen und die Qual im Inneren zu jonglieren.

Ich kann dir als Coachin deine belastende Situation nicht von den Schultern nehmen. Aber ich kann für dich einen Raum aufmachen, in dem dein Schmerz und deine Angst Platz finden. Wo du wieder in Kontakt zu dir kommen kannst, ohne dass du funktionieren oder für irgendjemanden da sein musst. Und wo du die Kraft (wieder)finden kannst, diese Zeit zu überstehen.


Jana Lex - Coaching für Raum und Seele, Systemische Beratung und Feng Shui

Über die Autorin

Ich bin Jana Lex, Sonderpädagogin, Lehrerin, Dozentin, ausgebildete systemische Beraterin (DGsP) und Feng Shui Expertin, Ehefrau und 3-fach-Mama.

Mit meinen Coaching-Angeboten möchte ich Räume öffnen – im wörtlichen und im übertragenen Sinn. Dafür habe ich meine einzigartige Methode entwickelt:


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1 Kommentar

  1. Stark.
    Sehr hilfreich und einfühlsam.

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