Familienaufstellung mit Kindern: so kannst du die Entwicklung deines Kindes unterstützen

01.12.2024 | Familie & Beziehung | 0 Kommentare

Familienaufstellung mit Kindern

Eine Familienaufstellung kann man sich so vorstellen, dass hierbei mit menschlichen Stellvertretern oder in der Einzelsitzung mit Symbolen eine Beziehungsdynamik oder ein wiederkehrender Konflikt dargestellt werden. Unbewusste oder bis dahin unbekannte Aspekte einer Situation können so aufgezeigt und gelöst werden. Wenn ich von Familienaufstellungen mit Kindern spreche, meine damit nicht, dass Kinder gleich welchen Alters selbst an Aufstellungen teilnehmen sollen. Zwar kann es im Einzelfall sinnvoll sein, ältere Jugendliche miteinzubinden, in den meisten Fällen reicht es aber völlig, wenn ein oder beide Elternteile an der Aufstellung teilnehmen. 

Familiensysteme sind wie lebendige Mobiles. Bewegung und Entwicklung an einer Stelle bleibt nicht ohne Wirkung auf andere Familienmitglieder. Das ist schon einer der Gründe, warum Familienaufstellungen eine wunderbare Methode für Eltern sind, deren Kinder Probleme haben oder „machen“. Denn gerade dann, wenn es um kindliche Entwicklung geht, neigen wir häufig dazu, die Ursachen und Lösungen der Probleme nur beim Kind zu suchen, an ihm oder ihr herum zu therapieren. Von der schulmedizinischen bis hin zu diversen alternativen Heilmethoden scheint die Bandbreite der Möglichkeiten schier endlos, die dem Kind, das sich nicht nach Wunsch verhält oder entwickelt, helfen sollen. Im schlimmsten Fall wird das Kind von Therapie zu Therapie geschleppt, obwohl die Ursache der Probleme nicht oder zumindest nicht ausschließlich bei ihm liegen.

Kindliche Entwicklung findet nicht im luftleeren Raum statt. Wir alle, ob wir nun Eltern sind oder nicht, tragen einen Rucksack an bereits gemachten Erfahrungen mit uns herum. Das ist erst einmal normal und nicht weiter schlimm. Die Herausforderung ist nur, dass nicht alles, was wir aus unserer Biografie und Familiengeschichte mitbringen, hilfreich ist, wenn wir Eltern werden. 

Zum einen haben sich Werte und Vorstellungen von Erziehung in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Was unsere Eltern und Großeltern noch als Maßstäbe für gute Erziehung ansahen, stellen wir heute vielfach in Frage. Zum Wandel der Erziehungsstile habe ich einen eigenen Artikel geschrieben, den du hier findest: Erziehungsstile – welcher ist der Richtige?

Um es gleich vorwegzunehmen: wenn man mal von der bewussten Anwendung von Gewalt in jeder Form absieht, ist nicht jeder, der einen heute kritisch betrachteten Erziehungsstil erlebt hat, automatisch traumatisiert und kann diese Erlebnisse nur in jahrelanger Therapie aufarbeiten. 

Der teils inflationäre Gebrauch von Begriffen aus Psychiatrie und Psychologie, den ich heute vor allem in den sozialen Netzwerken beobachte, wird meines Erachtens niemandem gerecht. Den tatsächlichen Opfern von Gewalt und Missbrauch nicht, weil es ihr Leid bagatellisiert, wenn fast jed:er von sich behauptet, traumatisiert zu sein. Aber auch den Menschen nicht, die unschöne Erlebnisse aus ihrer Kindheit überbewerten. Nicht, weil ich verleugne, dass diese ihre Spuren hinterlassen und uns bis weit ins Erwachsenenalter belasten können. Im Gegenteil. Aber ich halte mich an die begriffliche Eingrenzung, wie sie auch in der Psychiatrie üblich ist. Worte wie Trauma und Trigger sind hier ganz bestimmten Krankheitsbildern vorbehalten, bei denen außergewöhnlich schlimme Ereignisse mit fehlenden Bewältigungsmöglichkeiten zusammenkommen und sich daraus entsprechende Krankheiten und Störungsbilder entwickeln. Menschen, die darunter leiden, gehören in die Hände einer medizinisch fundierten Traumatherapie. In solchen Fällen ist es mit Selbsthilfe sowie Beratung und Coaching in jeglicher Form nicht getan.

Wie aber damit umgehen, wenn uns Vergangenes und Ungeheiltes belastet? 

Wenn es in unsere aktuellen Beziehungen hineinwirkt, sei es zu Partner:innen, eigenen Kindern oder Arbeitskolleg:innen? Wenn wir merken, dass wir in bestimmten Situationen aus der Haltung eines verletzten inneren Kindes reagieren und nicht souverän und erwachsen? Wenn sich die Muster wiederholen, die uns bei unseren eigenen Eltern schon verhasst waren und denen wir dennoch nicht entkommen? 

Entwicklung von Kindern unterstützen

Welcher Elternteil kennt nicht die Situation, dass einem im Konflikt mit dem Kind genau die Worte über die Lippen kommen, die man niemals sagen wollte? 

Hand aufs Herz: Wer aus unserer heutigen Elterngeneration hat sich noch nicht vorgenommen, starke kindliche Gefühle achtsam und bedürfnisorientiert zu begleiten? Und sich im nächsten Moment im Angesicht der lautstarken Sturheit dieses Giftzwergs zurückbrüllen gehört? 

Genau aus diesem Spannungsfeld entsteht die Situation, dass viele Eltern sich größte Vorwürfe machen, ihren Kindern nicht gerecht zu werden. Sich zutiefst wünschen, diesen Kreislauf zu durchbrechen und gleichzeitig nicht wissen, wie. 

Die gute Nachricht zuerst: Jahrtausendelang hat die Menschheit ohne bedürfnis- und bindungsorientierte Erziehung überlebt. Vermutlich war in Zeiten massiver äußerer Gefahren eine autoritäre Erziehung sogar bis zu einem gewissen Grad sinnvoll, weil sie das Überleben sicherte. Und auch heute würden mir die meisten Eltern zustimmen, dass es wenig sinnvoll ist, mit einem aufgebrachten Zweijährigen zu diskutieren, der gerade das dringende Bedürfnis verspürt, eine vielbefahrene Straße zu überqueren. Und kaum jemand würde dem Elternteil, der das Kind in diesem Moment an der Entfaltung seiner Autonomie hindert, unterstellen, sein Kind zu misshandeln. Wenn keine unmittelbare Gefahr droht, ist die Sache natürlich schwieriger. Dabei vergessen wir – vor allem in einer vorwurfsvollen Haltung unseren Eltern und Großeltern gegenüber – dass die Chancen, die ersten Lebensjahre zu überleben, auch in der westlichen Welt eine relativ junge Errungenschaft ist. 

Ich erinnere mich hier an ein Gespräch mit meiner Großmutter, als meine älteste Tochter gerade zu krabbeln begann. Sie berichtete, sie könnte sich nicht erinnern, ob ihre Kinder gekrabbelt seien. Zu der Zeit wurde noch auf einem riesigen, mit Feuer beheizten Herd gekocht, der eine tödliche Gefahr für ein neugieriges Kleinstkind darstellte. Also saßen ihre Kinder halt festgeschnallt im Hochstuhl oder im Laufstall. Weder meine Großmutter noch irgendjemand sonst wäre zu dieser Zeit auf die Idee gekommen, dass dem Kind damit wichtige Erfahrungsmöglichkeiten genommen würden. Wenn Exploration Gefahr für Leib und Leben bedeutet, wird sie eingeschränkt. Das war in der Menschheitsgeschichte schon immer so und lässt sich auch heute gut bei Kleinkindern beobachten, die in Situationen, in denen sie sich unsicher fühlen, sofort Schutz bei der Bezugsperson suchen. Das ist ganz normales und gesundes Bindungsverhalten und in der Regel kein Anlass zur Sorge – im Gegenteil.

Der zweite Aspekt, den ich zu bedenken gebe, ist dieser: Menschliches Leben ist – wie selbst der kleinste Teil der belebten Natur – nicht auf Vollkommenheit ausgelegt. 

Niemand ist perfekt. Wir nicht, unsere Eltern nicht, unsere Kinder auch nicht. Und das ist auch gut so. Familie ist – gerade in den ersten Lebensjahren – das Feld, in dem wir lernen, mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen. Wäre hier immer alles nur liebevoll, zugewandt und optimal für die Entwicklung, würden wir im späteren Leben an der Unvollkommenheit der Welt um uns herum verzweifeln. Wir – und auch unsere Kinder – dürfen Fehler machen. Und ich spreche hier nicht von den Fehlern, die die Entwicklung von Kindern wirklich nachhaltig beschädigen. Bei meiner Arbeit als Sonderpädagogin in sozialen Brennpunkten habe ich die Folgen solcher Fehler oft genug zu Gesicht bekommen. Und manche dieser kindlichen Schicksale werde ich nie vergessen. 

Aber die allermeisten Eltern lieben ihre Kinder von Herzen und geben sich die größte Mühe. Das ist schon die wichtigste Basis für gelingende Elternschaft. Mehr dazu habe ich in diesem Artikel geschrieben: Eigenschaften einer guten Mutter

Warum drehen wir uns dann mitunter trotzdem im Kreis und tappen immer wieder in die gleichen Verhaltensmuster?

Die Antwort ist so einfach wie auf den ersten Blick unbefriedigend: Der Teil von uns, den wir bewusst wahrnehmen und den wir mit unserem sogenannten freien Willen steuern können, ist nur die Spitze eines riesigen Eisbergs. Darunter liegen alle Erfahrungen und Ängste, die wir aus unserem eigenen Leben mitgenommen, aber auch unbewusst in unserem Familiensystem vermittelt bekommen haben. Oft liegt die Lösung unserer Probleme darunter – im intuitiven, unverfälschten Teil unseres Selbst. Genau nachzulesen ist das in dem wunderbaren Buch von Corinna Maria Pfitzer: Frag deine Intuition und du kennst deinen Weg

Das Problem ist nur, dass gerade Eltern in ihrem turbulenten Alltag nur selten Zeit und Raum finden, um ihren Themen in der Tiefe auf den Grund zu gehen.

Eine systemische Familienaufstellung stellt hier in gewisser Hinsicht eine Abkürzung dar. Verstand, Intuition und Köper arbeiten zusammen und zeigen auch jene Aspekte der Situation, die dem Bewusstsein bisher verborgen waren. Häufig zeigen sich dabei die Ursprünge von Verhaltensweisen und Beziehungsmustern, die schon seit Generationen unbewusst weitergegeben werden. Dadurch kann die Verstrickung in eben diese gelöst werden. 

Oft ist es ja so, dass das Herangehen an bestimmte Probleme vor einigen Generationen noch sinnvoll gewesen sein mag – wie in dem Beispiel von meiner Großmutter mit dem Laufstall. In ihrem Fall konnte diese Lösung bei ihr und in ihrer Generation bleiben. Aus dem einfachen Grund, dass nichts Schlimmes passiert ist. Damit konnte die nächste und übernächste Generation ihren eigenen Weg finden, wie viel Bewegungsradius sie ihren Kindern einräumen wollte. Anders sieht es bei tragischen Familienschicksalen aus. 

Man darf nicht vergessen, dass in Generationen, die beispielsweise einen Krieg erlebt haben, schlimmste traumatische Erlebnisse (und hier verwende ich den Begriff bewusst und meines Erachtens berechtigt) an der Tagesordnung waren. In den meisten Fällen gab es keinerlei Möglichkeit der Aufarbeitung, weil einfach überlebt werden musste. Dennoch ist das Erlebte in Form von (teils irrationalen) Ängsten, einschränkenden Verhaltensmustern und fehlenden Bewältigungsstrategien tief in den betroffenen Familien verankert. Die heutige Elterngeneration ist so ziemlich die erste in der Menschheitsgeschichte, die die Traumata der vorherigen Generation (bis jetzt) nicht zwingend durch eigene schwere Schicksale abgelöst hat. Einfach deshalb, weil wir beispiellos in Frieden, Sicherheit und Wohlstand aufwachsen durften. Die Generation davor durfte zwar auch schon Frieden erleben, war in ihrer Kindheit aber noch von den Nachwirkungen des Krieges überschattet und konnte daher die alten Muster nur zum Teil lösen. 

Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass viele der heutigen Eltern das Bedürfnis haben, den Kreislauf endgültig zu durchbrechen und eine grundlegend andere Beziehung zu ihren Kindern zu haben. Dennoch – oder auch gerade deshalb – sehen sie sich häufig mit Verhaltensweisen ihrer Kinder konfrontiert, die dem Alltag herausfordernd und anstrengend machen. In dem Bemühen, damit umzugehen, verstricken sich manche Eltern immer mehr, probieren dieses und jenes, manches mit Erfolg, manches sinnlos. 

Da kommt dann häufig die Frage auf:

Wie soll ausgerechnet eine Familienaufstellung helfen, die Entwicklung unseres Kindes positiv zu beeinflussen?

Eine systemische Familienaufstellung kann bewirken, dass man Ordnung in das ganze Durcheinander bringt und die Probleme aus einem anderen Blickwinkel sieht.

Unsere Kinder zeigen uns die ungelösten Themen in unserer Familie ohnehin – sei es durch ihr Verhalten, die Art, wie sie Entwicklungsherausforderungen begegnen – oder sich eben auch selbst im Weg stehen. Die Reaktionen, die ihr Verhalten im Außen auslöst – sei es in Schule, Kindergarten oder bei der Verwandtschaft – können wiederum bei uns unangenehme Erinnerungen auslösen. Und doch fällt es oft schwer, im Verhalten des Kindes die Chance zu erkennen, über Generationen weitergegebene Verhaltensmuster zu ändern.

Familienaufstellungen bieten hier eine wunderbare Möglichkeit, die Zusammenhänge im eigenen Familiensystem zu erkennen und zu lösen. Der Blick auf das Problem geht hierbei einerseits tief in das eigene Innere, indem sich Unbewusstes zeigt. Gleichzeitig ermöglicht die Rückmeldung der Stellvertreter:innen, zusehende:r Teilnehmer:innen und der Seminarleitung, das Problem aus einer Vogelperspektive zu betrachten und nicht nur aus dem eigenen, durch die individuelle Biografie gefärbten Wahrnehmung heraus.

Manchmal erfordert es ein klein wenig Mut, sich zu öffnen und die Lösung seiner Probleme nicht länger im Außen, sondern im eigenen Inneren und der persönlichen (Familien-)Geschichte zu suchen. 

Deshalb biete ich Aufstellungen online und in Präsenz, einzeln oder in der Gruppe an. So kann jede:r für sich entscheiden, ob er oder sie sich seine Themen lieber in einem geschützten, individuellen Rahmen anschauen oder von der gemeinsamen Erfahrung in einer Gruppe profitieren möchte. Wenn du Fragen dazu hast, aktuelle Termine erfahren und/oder ein kostenfreies Erstgespräch buchen willst, um herauszufinden, ob die Methode etwas für dich ist, dann schau doch mal hier: Familienaufstellung Rosenheim


Jana Lex - Coaching für Raum und Seele, Systemische Beratung und Feng Shui

Über die Autorin

Ich bin Jana Lex, Sonderpädagogin, Lehrerin, Dozentin, ausgebildete systemische Beraterin (DGsP) und Feng Shui Expertin, Ehefrau und 3-fach-Mama.

Mit meinen Coaching-Angeboten möchte ich Räume öffnen – im wörtlichen und im übertragenen Sinn. Dafür habe ich meine einzigartige Methode entwickelt:


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